Toxoplasmoseinfektion bei Mensch und Tier
Informationen des Ferdinand Enke Verlags, Stuttgart, Autor: Prof. Dr. E. Schein, FU Berlin
Toxoplasmose und Schwangerschaft
Erreger der Toxoplasmose- Erkrankung ist ein einzelliger Parasit namens Toxoplasma gondii. Die Infektion verläuft beim Menschen meist harmlos und wird nicht bemerkt.(Gelegentlich können aber auch Fieberschübe und grippeähnliche Symptome auftreten.) So haben schätzungsweise mehr als die Hälfte der Einwohner der Bundesrepublik Deutschland diese Infektion durchgemacht, was man anhand von Antikörpern gegen den Erreger im Blut nachweisen kann.
Die meisten Menschen infizieren sich durch den Verzehr von zystenhaltigem Fleisch. Gefahren birgt die Toxoplasmose- Infektion jedoch dann, wenn sich eine Frau während ihrer Schwangerschaft erstmalig infiziert, da es in diesem Fall zu einer Infektion des Ungeborenen kommen kann.
So kann sich der Mensch anstecken:
Über den Verzehr von rohem bzw. nicht vollständig durchgegartem Fleisch: Gefahr geht aus von Schweine-, Schaf- oder Ziegenfleisch, das bei der Zubereitung nicht ausreichend erhitzt wurde (Tatar vom Rind enthält dagegen so gut wie keine Toxoplasmen).
Über den Kontakt mit einer Katze:
Grundsätzlich hat von unseren Haustieren nur die Katze eine Bedeutung bei der Übertragung dieses Erregers. Hunde und kleine Heimtiere (Kaninchen, Meerschweinchen, Goldhamster, u.a.) können sich zwar mit Toxoplasmen infizieren, eine Ansteckung durch Kontakt mit ihnen ist jedoch nicht möglich. Die Katze scheidet die Oozysten („Ei-ähnliche“ Fortpflanzungsstadien von Toxoplasma gondii) mit dem Kotaus. Bei Kontakt mit Katzenkot, z.B. beim Säubern der Katzentoilette, kann es zu einer Schmierinfektion kommen. Die Oozysten sind jedoch auch in der Außenwelt überlebensfähig. Im Boden können sie länger als ein Jahr infektiös bleiben. Da die Katzen ihren Kot in lockerer Erde oder im Sand vergraben, kann es zu Schmierinfektionen mit diesen Oozysten bei Gartenarbeiten kommen. Ebenso können ungewaschenes Obst, Gemüse und Salat aus dem Garten mit Oozysten verunreinigt sein.
Somit ist also nicht der Umgang mit der Katze an sich für die Schwangere gefährlich, sondern nur der Kontakt mit Katzenkot!
Nachweis der Toxoplasma-Infektion beim Menschen
Beim Menschen kann der Arzt eine Toxoplasmose durch Untersuchung einer Blutprobe feststellen. Dabei wird auf Antikörper gegen Toxoplasma gondii untersucht. Um festzustellen, ob es sich um eine frische Infektion handelt – denn nur eine solche ist für die Schwangere gefährlich – muß im Verlauf von 4 Wochen mehrmals Blut abgenommen und untersucht werden. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich bereits vor einer Schwangerschaft auf Toxoplasma-Antikörper untersuchen lassen. Frauen, die bereits eine Toxoplasmose durchgemacht haben und schützende Antikörper besitzen, sind gegen eine erneute Infektion geschützt.
Die Toxoplasma-Infektion bei der Katze und ihr Nachweis
Katzen infizieren sich in der Regel durch die Aufnahme von zystenhaltigem Fleisch (Mäuse oder rohes Schweine- und Schaf- / Ziegenfleisch). Im Dünndarm der Katze werden die Parasiten frei und dringen in die Darmzellen ein. Es folgen mehrere Vermehrungsschritte. Ab dem 3. Tag nach der Infektion bildet Toxoplasma gondii Oozysten, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Nach 2-4 Tagen in der Außenwelt sind diese herangereift, und ab diesem Zeitpunkt erst kann sich der Mensch infizieren (z.B. wenn die Katzentoilette mehr als 2 Tage nicht gesäubert wurde). Eine Katze scheidet jedoch nach einer Infektion nur etwa eine Woche lang Oozysten aus. Nach neueren Untersuchungen hat bei 55-60% der Katzen in Deutschland eine Toxoplasma-Infektion stattgefunden. Katzenkotproben enthielten jedoch nur in 0,6-1,4% der Fälle Oozysten, so dass nur von sehr wenigen Katzen ein Infektionsrisiko für den Menschen ausgeht.
Wichtig ist die Prophylaxe: Wie kann man sich vor Toxoplasmose schützen?
Zunächst ist es nicht nötig, Ihre Katze abzuschaffen oder sich von ihr fern zu halten! Da die häufigste Infektionsquelle im Genuss von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch besteht, sollte auf nicht genügend gegartes Fleisch verzichtet werden. Die Zysten bleiben im Fleisch bei einer Lagertemperatur von +4°C (Kühlschrank) 3 Wochen lang lebensfähig. Beim Kochen und Braten werden alle Zysten abgetötet. Es kann davon ausgegangen werden, dass es auch bei der Herstellung von Rohwurstwaren (z.B. Mettwurst, Landjäger) durch das Verfahren der Pökelung zum Abtöten der Zysten kommt. Dies ist allerdings wissenschaftlich noch nicht abgesichert, weshalb eine schwangere, bisher noch nicht infizierte Frau auf den Verzehr dieser Produkte vorsichtshalber verzichten sollte.
Bei Gartenarbeiten oder beim Reinigen der Katzentoilette können Oozysten an den Händen hängen bleiben und aufgenommen werden. Deshalb sollte die Reinigung der Katzentoilette mit heißem Wasser (wenigstens 70C) täglich erfolgen, damit ausgeschiedene Oozysten gar nicht erst reifen und infektiös werden können. Diese Tätigkeit sollte immer mit Haushaltshandschuhen erfolgen und in keinem Falle von einer Schwangeren ausgeführt werden. Eine gründliche Reinigung der Hände nach Gartenarbeiten ist ebenfalls ganz wichtig. Zudem sollten Gemüse, Salat und Früchte aus dem Garten vor dem Essen gut gewaschen werden. Die Katze darf nicht mit rohem Fleisch oder Schlachtabfällen von Schwein, Schaf oder Ziege gefüttert werden. Fisch kann gefahrlos angeboten werden.
Eine Katze mit Freilauf, die Mäuse fängt und frisst, ist dennoch nicht vor einer Infektion geschützt! Für Katzen, die ausschließlich im Haushalt leben und nur mit Dosenfutter oder ausreichend gegartem Fleisch gefüttert werden, besteht jedoch keine Gefahr der Ansteckung mit Toxoplasma gondii. Durch diese gezielten Verhaltensweisen und Maßnahmen kann das Ansteckungsrisiko zwar nicht ausgeschlossen, jedoch drastisch reduziert werden!